Bemerkenswert scheinbar unverbunden stehen drei Beiträge auf der ersten Innenseite auf der RP von Freitag den 29. September.

Zwei Kommentare schmücken die Seite

  • einmal ein Beitrag zum Prothesenpopulismus, der die Äußerungen von Friedrich März aufgreift
  • und ein Kommentar zu Inflation und zur bedenklichen Gefahr für die Wirtschaft angesichts des wachsenden Rechts – und Linksradikalismus (hierzu gibt es im Wirtschaftsteil dann noch einen ausführlichen Bericht).

Hinzu kommt ein Bericht über die wachsenden rassistischen Auswüchse selbst bei Fußballspielen auf lokaler Ebene.

Warum greife ich dies auf?

400px Gegen den StrichFür mich werden hier drei Facetten in einer Weise dem Leser präsentiert, die den Eindruck erwecken, dass die genannten Themen nichts miteinander zu tun haben.

Haben sie aber – wie ich finde! Sie berühren alle zutiefst unsere Gesellschaft und das Klima des Umgangs und der strategisch kalkulierten Fehlinformation, die wohl vor allem populistisches Anbiedern an vor allem rechte Gruppen im Blick hat.

Wer wie Friedrich Merz populistisch polarisiert, und wer das gut und richtig findet, braucht sich - sicher nicht linear direkt - aber im Sinne eines gesellschaftlichen Klimas nicht wundern über das, was dann auf den Fußballplätzen des Landes passiert. Wer den Respekt vor Menschen missachtet, sollte bedenken, was das alte Sprichwort besagt: Wie man in den Wald rein ruft, so schallt es hinaus.

Gerade politisch-gesellschaftliche Funktionsträger sind hier besonders gefordert, nicht die bestehenden Krisenprobleme unserer Gesellschaft populistisch, und sachlich falsch anzuheizen.
Was hier auf einer Seite dieser Zeitung steht, markiert derzeit ein großes gesellschaftliches Problem - leider hier ohne die Zusammenhänge auch deutlich zu machen. ... und dann finde ich es bagatellisierend, wenn die Karikatur dieses Verhalten nur als Fettnäpfchen darstellt.

rp artikel 29 09 23Selbst die Rheinische Post, die ansonsten viel Sympathie für Merz zeigt kommentiert hier recht kritisch: "Prothesenpopulismus löst kein Problem ... umso merkwürdiger ist es, wie der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz versucht, aus der Krise Kapital zu schlagen. Dass Asylbewerber sich „die Zähne machen lassen“ und der deutsche Kassenpatient deshalb keine Termine bekommt, wie Merz behauptet, ist nicht nur dumpfer AfD-Sound, es ist auch sachlich falsch, wie er sich von den Kammern belehren lassen muss. Asylbewerber, erst recht abgelehnte, haben nicht mehr Ansprüche auf dem Zahnarztstuhl als Kassenpatienten. Das sind genau die populistischen Ausfälle, vor denen sich moderne Konservative bei Merz immer gefürchtet haben ... "

In Reaktionen der letzten Tage zeigt sich März uneinsichtig, wenn er davon spricht, man müsse auch mal was Kritisches sagen. Das Kritisches auch „fake“ sein kann, räumt er dann wohl indirekt ein. Scharfer Protest kommt auch aus den eigenen Reihen:

„Die Entgleisungen von Merz sind mit dem christlichen Menschenbild nicht vereinbar.“ So Christian Bäumler, Vize-Bundesvorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft.

„… Christian Bäumler forderte Merz auf, seine Äußerungen zurückzunehmen oder auf die Kanzlerkandidatur zu verzichten.“ So der Tagesspiegel vom 30. Sept.

Kommen wir dann zum umfangreicheren Beitrag der Seite 2. Während Merz Ressentiments fördert und auf Fake-News setzt, können wir im zweiten Beitrag sozusagen die (Langzeit-)Folgen eines solch ungezähmten Populismus beobachten. Sie betreffen, wie in den Aussagen von Merz das gesellschaftliche Klima – hier runter gebrochen auf den Fußballplatz als Ort gesellschaftlicher Auseinandersetzung:
" ... An einem Sonntag Mitte September war es wieder so weit: Das Fußballspiel der B-Jugend zwischen dem SV Mönchengladbach und dem SV Neersbroich SPFR 1 in Mönchengladbach-Uedding wurde angepfiffen. .... die Begegnung der Jugendmannschaften endete mit einem schwer verletzten Jungen, einer Krankenwagenfahrt auf die Intensivstation und sogar Ermittlungen durch den Staatsschutz. Ein 14-Jähriger mit Migrationshintergrund soll auf dem Platz nicht nur rassistisch beleidigt, sondern auch so schwer verletzt worden sein, dass er mehr als eine Woche später noch immer nicht vernehmungsfähig ist. Er wird in einer Krefelder Klinik behandelt. ...
Knapp 1000 Spiele sind in der vergangenen Saison auf deutschen Bolzplätzen wegen solcher Vorfälle abgebrochen worden, so das kürzlich veröffentlichte Lagebild des Deutschen Fußballbundes. Auch der erste Jahresbericht der im Juli 2022 eingeführten Meldestelle für Diskriminierung im Fußball NRW (Medif) macht deutlich: Im „Sportland Nummer eins“ gibt es ein Problem. Über das landesweite Portal eingereicht wurden 543 Meldungen über diskriminierende Tatbestände – allein bis Ende 2022. Für das laufende Jahr (bis 30. Juni) verzeichnet die Meldestelle 359 Fälle. ..."

Schließlich greife ich dann noch auf einen Kommentar zurück, der sich auf das Herbstgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute bezieht. Wenngleich es sich hier um einen speziellen Aspekt handelt so wird auch hier deutlich, dass geschürte Ressentiments, mangelnder Respekt und politsicher Extremismus erhebliche Risiken für unsere Gesellschaft darstellen.

" Krieg, Inflation, Extremismus (RP S B.1 + Kommentar Gefahr für den Wohlstand)
Die führenden Forschungsinstitute reduzieren ihre Konjunkturvorhersage so deutlich wie selten. Sie erwarten nun ein klares Schrumpfen der deutschen Wirtschaft. Erstmals warnen sie vor radikalen politischen Strömungen. ...
... Alarmiert zeigten sich die Institute über den wachsenden politischen Extremismus von rechts und von links. Davon würden „erhebliche Risiken für die langfristigen Wachstums- und Wohlstandsaussichten“ ausgehen – etwa, weil ausländische Investoren um Deutschland deshalb zunehmend einen Bogen machen könnten."

Ich kann jedenfalls für mich feststellen, dass ich im Merz´chen Sinne nicht über gesellschaftliche Konflikte reden und über Lösungen debattieren möchte.

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