Benedikt Kern, Referent beim Münsteraner Institut für Theologie und Politik bei uns zur MV 2023
Dies war die zentrale Fragestellung der diesjährigen Mitgliederversammlung des Bündnisses für Menschenwürde und Arbeit im „Treff am Kapellchen“ an der Rudolfstraße.
Über 40 Personen folgten der Einladung, darunter neben MitgliederInnen eine Gruppe des Bund Neudeutschland (einer Folgeorganisation früherer kirchlicher Jugendbewegung) interessierte BürgerInnen sowie der Beirat der Stiftung Volksverein, dem Träger unserer Initiative.
Die eingangs genannte Themenstellung bearbeitete Benedikt Kern, Referent beim Münsteraner Institut für Theologie und Politik – er ist Theologe, Buchautor und unter anderem Berater der Kirchenasyle in NRW – mit einem Impulsreferat.
Angesichts der Fülle politischer und kriegerischer Konflikte, Klima- und Bildungskrise und der wachsenden Spaltung der Gesellschaft mit den Konsequenzen von wachsender Armut und exponentiell wachsendem Reichtum ist geradezu klar, dass ein Bündnis, das die Begriffe Menschenwürde und Arbeit im Titel trägt, mit der gegenwärtig ausgeübten Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik nicht übereinstimmen kann. Der soziale Frieden ist nach Ansicht des Bündnisses vielmehr so gefährdet wie seit Jahrzehnten nicht!
Nach der Begrüßung von Johannes (Eschi) Eschweiler, in der er an Eddi, Edmund Erlemann mit den Worten erinnerte:
Wir wollen den Aufstand proben, die Kleinen stark machen und Orte wie hier den TaK schaffen“,
Zentrales Motiv seiner Überlegungen, die wir Dank der Zustimmung von Benedikt Kern im Video hier komplett präsentieren können, war der von Johann Baptist Metz entwickelte Gedanke der „Unterbrechung“. Konsens herrschte bei der Einschätzung, dass es illusorisch sei zu denken, dass sich der herrschende Kapitalismus von alleine erneuert. Herr Kern machte dies exemplarisch an Fragen des Klimawandels deutlich, der sich in kapitalistischer Logik neu organisiert. Hier ist wie in vielen anderen Bereichen eine Unterbrechung notwendig, sonst führt dies nur zu einer Verlängerung des Bestehenden. Hier gilt es Räume zu schaffen, gängige Herrschaftsstrukturen nicht zu beachten.
Als Christen ist Unterbrechung der Verhältnisse ein Beitrag zur christlichen Nachfolge“.
Hier gilt es wie hier im TaK „Orte zu kreieren, die ein neues, anderes, gelingendes Leben ermöglichen“. Hier ist die Politik zwar gefragt, aber angesichts der Analyse ist wohl entscheidender, dass jeder(e) Einzelne in und mit Gruppen, Genossenschaften u.a.m. ihren Beitrag hin zu einem lebenswürdigen Dasein leisten kann und muss.
Nach diesem beeindruckenden Vortrag schloss sich eine Fragerunde des unterdessen nachdenklich gewordenen Publikums an. Dem Versuch von Antworten schlossen sich auch Mitglieder des Bündnisrates und Karl Sasserath als sachkundiger Bürger an.
Es gab viele Wortmeldungen, die Erlebtes, sei es vor mehr als 70 Jahren oder erst vor kurzer Zeit erfahren, eindrücklich vorbrachten. Große Befürchtung herrschte bei dem Gedanken, dass sich die Jugend von der herrschenden Politik abwendet – das Vertrauen in unseren demokratischen (Sozial-) Staat komplett verliert.
Hoffnung versuchte Sandra Helm zu erzeugen. Bezogen auch die vermeintlich „kleinen Schritte“, die jeder einzelne im Zusammenhang mit Klimaschutz und einem friedlichen Zusammenleben zu leisten im Stande ist, kann doch im gemeinsamen Tun Großes entstehen.
An welchen Orten und wie thematisch Unterbrechungen organisiert werden können, wird eine weitere gesellschaftliche Aufgabe auch des Bündnisse sein.
Den formellen Teil der Mitgliederversammlung eröffnete das Gründungsmitglied Hartmut Wellssow mit dem Tätigkeitsbericht des Bündnisrates. Herauszuheben sind aus diesem neben dem im Mai erschienenen 29. Bündnisbrief verschiedene Kontakte mit den Bundestagsabgeordneten Dr. Günter Krings (CDU), Gülistan Yüksel (SPD) und Katrin Henneberger (Grüne). Hierzu gibt es auf der Homepage verschiedene Beiträge.
„Ohne Moos nichts los“. Wolfgang Fels konnte als Koordinator des Bündnisses mitteilen, dass im vergangenen Jahr weniger an Ausgaben zu verzeichnen waren Er wies aber auch darauf hin, dass das Bündnis weitere Finanzmittel benötigt, um sichtbar und aktiv zu bleiben. Das Werben um Fördermitglieder, auch institutioneller Art, sowie auch um eine aktive Mitarbeit jüngerer Leute bleibt Hauptaufgabe des Bündnis. Hartmut Wellssow bedankte sich zum Abschluss des Berichts im Namen der anderen Bündnisrat-Mitglieder bei Wolfgang Fels:
Ohne Dich sind die vielen Aktivitäten unmöglich zu schultern gewesen“.
Den Bericht zur Öffentlichkeitsarbeit und Online-Aktivitäten trug Axel Rayczik in Funktion des Webmasters und Administrator des Bündnisses vor. Er kündigte die komplette Überarbeitung und Neukonzeptionierung der Homepage an. In drei Entwicklungsphasen, bei der sich der gesamte Bündnisrat beteiligen kann, wird ein neuer Internetauftritt erstellt. Der Online-Start der neuen Webseite soll noch in diesem Jahr erfolgen. Insgesamt dient der Web-Auftritt und der Facebook-Auftritt dazu, die Arbeit des Bündnis und dort aufgegriffene Themen einer interessierten Öffentlichkeit in komprimierter Weise zugänglich zu machen.
Schlussendlich standen noch Bündnisratswahlen an. Thomas Wasilewski wurde neu in den Bündnisrat gewählt. Er ist ein seit Jahren in dieser Stadt für Gerechtigkeit kämpfender Mitbürger. Dabei bringt er als Betroffener auch seine Erfahrungen mit dem Jobcenter Mönchengladbach ein sowie sein ehrenamtliches Engagement z.B. bei den Suppentanten in MG, die obdachlosen MitbürgerInnen jeden Samstag eine warme Mahlzeit reichen. Alle übrigen BR-Mitglieder wurden wiedergewählt.
Das Beste kommt zum Schluss. Schwester Lucia im Schulterschluss mit Schwester Barbara vom TaK hatten einen kleinen köstlichen Imbiss für uns zubereitet. Ihnen, dem Referenten und allen, die einen Beitrag zur Mitgliederversammlung geleistet haben, dankte Wolfgang Fels für Ihr aktives Mittun.