Sklaverei heute

Mehr Menschen werden weltweit benutzt als je zuvor.

TitelbildOffiziell ja, seit etwa 150 Jahren. Praktisch hat Sklaverei gegenwärtig ein historisch unvergleichliches Ausmaß erreicht: in „klassischer“ Variante als Eigentum von Menschen an Menschen und in modernen Spielarten, die für die Betroffenen zumeist noch viel schwerwiegendere physische und psychische Folgen haben.

Wir verzichten auf die üblichen Zahlenspielereien mit Prozenten und statistischen Parametern, weil ein Bündnis für Menschenwürde aufbegehren muss, wenn auch nur ein einziger Mitmensch von Gewalt, Unfreiheit und Ungerechtigkeit betroffen ist. Sicher ist, dass wir uns nicht mit einem Randthema befassen, sondern dass viele Millionen, dass unzählige Menschen auch heute noch unter sklavenähnlichen Verhältnissen ausgebeutet, gequält und getötet werden.
Formen moderner Sklaverei wie Leibeigenschaft, Schuldknechtschaft, Forced Apprenticeship (eine Art rechtlich abgesicherter Form der Vererbung des Sklavenstatus), Verdingung, Zwangsarbeit, Lohnsklaverei – bis hin zu Leiharbeit und Werkverträgen, in die hierzulande Millionen Menschen gepresstwerden – sind in vielen Ländern der Welt zu finden. Sklavenähnlich unterdrückt und entrechtet werden Menschen zum Beispiel: in Brasilien in der Landwirtschaft; in Haiti und der Dominikanischen Republik als Haussklaven; in der Ukraine in der Baumwollernte; in China bei Foxconn in der Handyteileproduktion; in Bangladesch in der Textilfertigung.
Moderne Sklaverei basiert auf Menschenhandel, einem der profitabelsten Wirtschaftszweige weltweit. Zahllose Menschen werden ihrer existenziellen Autonomie mit
physischer und psychischer Gewalt beraubt, sie werden mit unvorstellbarer Brutalität zu einer frei handelbaren Ware gepresst. Menschhändler operieren mit einer absoluten Gleichgültigkeit gegenüber menschlichem Leben und menschlichem Leiden, die uns befremdlich und abstoßend erscheint.
Und doch sind wir an der Aufrechterhaltung sklavenhalterischer Zustände direkt und indirekt beteiligt.
Direkt vor unserer Haustür trägt Sklaverei zu unserem Wohlstand bei: In Spanien werden Menschen aus Osteuropa und Afrika auf Obst- und Gemüseplantagen entmündigt und entrechtet wie Sklaven gehalten, in allen Ländern der Europäischen Union sorgt die sklavenähnliche Haltung von Menschen aus vielen Teilen der Welt im Dienstleistungssektor, als Haushalts- und Pflegekräfte, in der Landwirtschaft, im Baugewerbe und als Zwangsprostituierte dafür, dass wir ein möglichst billiges und vergnügliches Leben führen können. Es gibt kaum eine Ware, kaum ein Lebensmittel, in denen nicht der Schrei nach Hilfe derjenigen steckt, die unter menschenverachtenden Bedingungen leben und arbeiten:
Du gehst gerne mal ins Restaurant: weißt Du, wer dort in der Küche schnippelt und spült?
Du kaufst Lebensmittel, Obst, Gemüse, Schokolade und Kaffee im Supermarkt: Weißt Du, wer sie oder ihre Zutaten  unter welchen Umständen hergestellt hat?
Du hast ein Handy, sogar ein Smartphone oder ein Tablet: Weißt Du, wieviel Elend in seinem Innenleben verbaut ist? In Deiner Nachbarschaft wird ein älterer Mensch von einer jungen Frau aus Osteuropa gepflegt: weißt Du, wie sie hierher gekommen ist und wie sie bezahlt wird? Du hast Freunde oder Bekannte, die eine Haushaltshilfe beschäftigen: Was weißt Du über ihre Lebensbedingungen und ihre Existenzgrundlagen?
Du bummelst gerne bei H&M, bei Hollister, bei C&A oder in einem anderen der vielen Bekleidungsläden und achtest auch auf den Preis: Bist Du Dir im Klaren über die Armut und die Verzweiflung, die in jeder Faser von T-Shirt oder Jacke stecken? Du weißt, in jeder Stadt gibt es Bordelle oder Straßenprostitution: Hast Du Dich
schon mal dafür interessiert, wie viele der jungen Frauen dort jeden Tag Gewalt erleben und wie in Zwangslagern gehalten werden? (...)

Lesen Sie weiter im Bündnisbrief Oktober 2013

 

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