Ein ganz besonderer Ort
Wer vor der Brandts-Kapelle in der Rudolfstraße in Mönchengladbach-Waldhausen steht, wird zunächst durch ein kleines Schild „Denkmal“ an der Seitenmauer rechts vor der Kapelle darauf aufmerksam gemacht, dass dieser Ort ein ganz besonderer ist.
Viele in Mönchengladbach kennen das „Brandts-Kapellchen“, sind dort getauft worden, sind im neben der Kapelle stehenden Aloysius-Stift oder in der neuen KiTa zwischen Kapelle und Stift in den Kindergarten gegangen, haben in der Kapelle Schulgottesdienste gefeiert. Der Bürgerverein Mönchengladbach hat irgendwann an der Fassade der Kapelle einen Hinweis angebracht, der an Franz Brandts, den ersten Vorsitzenden des Volksvereins für das katholische Deutschland erinnert und auf die Grabstätte der Familie Brandts hinter der Chorwand der Kapelle
hinweist.
Kaum jemand aber weiß, dass an diesem Ort deutsche Geschichte geschrieben worden ist und dass hier die Wiege des „sozialen und politischen Katholizismus“ steht. Das kleine Schild „Denkmal“ fordert zum Nachdenken
darüber auf, dass Mönchengladbach durch den Volksverein eine bestimmende Kraft in der sozialen Gesetzgebung des Kaiserreichs und der Weimarer Republik wurde und dass die Arbeiterschutzgesetze hier entstanden
sind.
Franz Brandts, der Fabrikant, hatte seine Fabrik neben dem Kapellchen. Das wurde 1896, nachdem Rudolf, ein Sohn von Franz Brandts, im Alter von 21 Jahren an der Tuberkulose (Schwindsucht) gestorben war, zu dessen Gedächtnis von seinen Eltern erbaut. Franz Brandts und sein Freund, der junge Priester Franz Hitze, waren Leute der Praxis. Sie wollten die Lage der Arbeiterschaft, die damals sehr schlecht war, verbessern. Bald nach der Gründung des Volksvereins im Jahr 1890 wurde Franz Hitze Abgeordneter im Preußischen Landtag und wenig später im Berliner Reichstag. Er avancierte zum sozialpolitischen Sprecher der Reichstagsfraktion