Prekariat …
Arbeit für‘n Appel und ‘n Ei.
Nicole schickt mir eine SMS: „Hast du nicht 20 Euro für die Kleine (gemeint ist Angelina, 1 Jahr alt)… Ich hab keine Pampers mehr. Und zu essen haben wir auch nichts“. Nicole bekommt die 20 Euro. Sie holt Pampers „Baby Dry“ für 7,78 Euro.
Nicole schickt mir eine SMS: „Hast du nicht 20 Euro für die Kleine (gemeint ist Angelina, 1 Jahr alt)… Ich hab keine Pampers mehr. Und zu essen haben wir auch nichts“. Nicole bekommt die 20 Euro. Sie holt Pampers „Baby Dry“ für 7,78 Euro.Nicole gehört zum Prekariat (von „prekär“ = misslich; Lehnwort aus dem Französischen). Eigentlich hört sich das Wort doch nicht schlecht an. Aber die Menschen, die zu der neuen sozialen Gruppierung „Prekariat“ gehören, sind schlecht dran!
Das Wort „Prekariat“ meint die Menschen, die zur sozialen Unterschicht gehören.
Nicole ist „unten“. Vielleicht kann die allein erziehende Mutter bald, wenn Angelina einen Platz in der KiTa bekommt, arbeiten. Aber auch dann ist sie nicht „an Schmitz’ Backes“ vorbei. Sie bleibt vermutlich Mitglied des Prekariats. Dazu gehören alle ungeschützten Arbeitenden und Arbeitslosen: die neue Klasse der Ausgebeuteten. Früher gab es in unserem Land eine „Soziale“ Marktwirtschaft: alle wurden beteiligt am Einkommen der Gesamtheit des Volkes.
Das ist jetzt anders: der globalisierte „Raubtierkapitalismus“ hat es fertig gebracht, dass nichts mehr sicher ist: nicht Geld, noch Job, noch Leben. Und das gilt nicht nur für die Schulabbrecher und schlecht Ausgebildeten wie Nicole. Es gilt zum Beispiel auch für viele hoch qualifizierte,unterbezahlte Doktoranden ohne Zukunftsaussichten. Es gilt für die Leute, die Deutschlands Zukunft bestimmen könnten, die sich aber mit unbezahlten Praktika und Zeitverträgen begnügen müssen. Sie können auf ihre Visitenkarte schreiben: MdP = Mitglied des Prekariats. Das bekommt immer mehr Zulauf! – Da arbeitet jede Menge Leute den ganzen Tag – für „’n Appel und en Ei“. Viele Arbeiterinnen und Arbeiter können für den Hungerlohn, die sie bekommen, ihre Familien nicht ernähren und müssen ergänzende Sozialhilfe in Anspruch nehmen. So enthüllt sich das Prekariat als eine echte Schweinerei! Leiharbeiter/innen gehö ren oft (nicht in allen Betrieben – es gibt auch noch die sozialen Unternehmer/innen!) zur neuen Unterschicht: moderne Sklavinnen und Sklaven. Ganz zu schweigen von den jungen Frauen aus Osteuropa, die eine Arbeitsstelle im Westen angeboten kriegen, welche sich dann als „Zwangsarbeit“ in westdeutschen Bordellen entpuppt: Sklavenhandel von heute. Wissen Sie was? Machen Sie mit im Bündnis für Menschenwürde und Arbeit. Da kämp fen wir gemeinsam mit vielen „Menschen guten Willens“ (Weihnachtsbotschaft im Lukas-Evangelium) gegen das Prekariat: für unser Grundgesetz: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“.
|Edmund Erlemann