Keine Hoffnung. Niemals

Unser Bündnis gegen den neoliberalen Wahnsinn

bbnov2020

„Kein Ort. Nirgends“ lautet der Titel eines kurzen Romans von Christa Wolff, der sich wie eine Metapher für die Lebenswirklichkeit von Millionen Menschen hierzulande, von Hunderten von Millionen weltweit, liest. Ein sicherer, würdevoller, angstfreier Ort innerhalb kapitalistischer Gesellschaft(en) wird den meisten Menschen verweigert.

Als reichte dieser lebensfeindliche Zustand nicht aus, sind aus der gesellschaftlichen Heimatlosigkeit in den letzten zwanzig Jahren barbarische Lebensumstände geworden, eine für menschliches Zusammenleben unerhörteTragödie: Während radikaler Sozialabbau und eine obszöne Schere zwischen Arm und Reich die gesellschaftliche Spaltung in Deutschland tiefer werden lassen, trieb und treibt jenseits der Grenzen die mit Gewalt und Vertreibung aufgezwungene neoliberale Weltordnung unzählige Menschen in die Flucht und viele in den sicheren Tod. Das ist die von ihren Profiteuren vielbeschworene und gefeierte Globalisierung: Elend, Armut, Verzweiflung und Angst löschen jede Hoffnung auf ein würdevolles, also im Wortsinne menschliches Leben, das in existenzieller Hoffnungslosigkeit erstickt, die lebenslang niemals endet, es sei denn mit dem Tod nach einem armseligen Dasein. Die Quintessenz aller Erfahrungen mit und Analysen zu prekären Lebenslagen ist gebündelt in den drei Worten der Überschrift zu diesem Prolog: Zahllosen Menschen gibt das kapitalistische Gesellschaftsmodell „Keine Hoffnung. Niemals“.

Oder doch. Es gab immer Menschen, die Augen, Ohren und Empathie für Leidende hatten. Als der Unternehmer Franz Brandts mit einigen Gleichgesinnten 1890 den „Volksverein für das katholische Deutschland“ gründete, der schließlich seinen Sitz in Mönchengladbach nahm, wurde eine karitative Idee zu sozialer Praxis. Die Anfang des letzten Jahrhunderts für Menschen mit sozialem Gewissen offensichtliche Notwendigkeit, sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen, erwies sich auch im Nachkriegsdeutschland als dringend. Fand sich noch im Ahlener Programm der CDU von 1949 die sozialistische Idee, das „kapitalistische System“ zu überwinden, wurde dieses ausbeuterische System schon in den fünfziger Jahren staatstragend.

Die „Soziale Marktwirtschaft“ erwies sich mehr und mehr als ein Trugbild. Tarifpartnerschaft, Sozialpartnerschaft, soziale Absicherung waren, der wiederbelebten kapitalistischen gesellschaftlichen Logik entsprechend, Zugeständnisse an Arbeiter und Angestellte, die den Profit der Konzerne nicht wirklich schmälern durften.
Die wachsende Kumpanei zwischen Wirtschaft und Politik, tragende Säule schon des  faschistischen Deutschland, ließ den Menschen, die den gesellschaftlichen Reichtum schufen, nur wenige Chancen auf angemessene Teilhabe an ihm und stieß immer mehr von ihnen in Not und Perspektivlosigkeit.
Als Reaktion auf die schwersten Folgen, vor allem demütigende und krankmachende Langzeit-Arbeitslosigkeit, die Anfang der achtziger Jahre Millionen Menschen betraf, entstand 1983, in der Tradition des „alten“, der neu gegründete „Volksverein Mönchengladbach“, angeschoben von Pfarrer Edmund Erlemann, dem Verein Wohlfahrt und der Märchenerzählerin Anka Franken, der sich praktisch und politisch durch die Schaffung von Arbeitsplätzen für Langzeitarbeitslose positionierte.
Etwa zwanzig Jahre später wurde eine aktive Antwort auf die Auswüchse einer politischökonomischen Dynamik notwendig, die immer mehr Menschen in existenzielle Desaster stürzte. Die rot-grüne Regierung unter Gerhard Schröder und Joschka Fischer hatte mit der Agenda 2010, deren „Lebensnerv“ eine aggressive soziale Ausgrenzung war, einer radikalen Marktlogik als Gesellschaftsmodell Tür und Tor geöffnet. Sie führte zu einer umfassenden Verschlechterung von Lebensbedingungen für viele Menschen, zu weiterer Verschärfung ihrer Ausbeutung, begleitet von Abbau von Sozialleistungen und zunehmender Privatisierung der wichtigsten öffentlichen Aufgaben. Das bewegte Edmund Erlemann und einige Mitstreiter im Jahre 2005, mit dem „Bündnis für Menschenwürde und Arbeit“ ein Gegengewicht zu der allgegenwärtigen dramatischen gesellschaftlichen Ausgrenzung zu schaffen. Seine Entstehung war getragen von dem Anspruch, gegen entwürdigende Lebensbedingungen anzutreten und die von ihnen gequälten Menschen zu unterstützen, begleitet von dem Wunsch, ihnen ein wenig Hoffnung zu machen, nicht im Jenseits, sondern hier und jetzt in ihrem Erdenleben. Das Bündnis will – d.h. die in ihm versammelten Aktiven wollen – Verelendung durch exzessiv ausbeutende Arbeit, durch Arbeitslosigkeit und durch alle möglichen Formen der sozialen Ausgrenzung nicht nur aufdecken, wir wollen dazu beitragen, dass die Folgen neoliberaler Zerstörung menschlichen Lebens durch Kin-der- und Altersarmut, Wohnungselend, prekäre Arbeitsverhältnisse, moderne Sklaverei, Folgen der Privatisierung im Gesundheitssektor, Flucht und Asyl usw., beseitigt werden.
Notwendig wurde diese (...)

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